Alpenüberquerung 2012
- Von Garmisch Partenkirchen nach Riva del Garda
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- In 9 Tagen über die Alpen -

Die diesjährige Alpenüberquerung führt uns von Garmisch Partenkirchen nach Riva am Gardasee. In 9 Etappen geht es auf Straßen, Wegen und Trails über die Alpen. Teils folgen wir der Via Claudia Augusta, teils biegen wir ab zu landschaftlichen Highlights wie z.B. auf das Stilfser Joch.

1. Tag, Freitag, 03.08.2012

Pünktlich zum Start in Grainau bei Garmisch Partenkirchen beginnt es leicht zu nieseln. Da es aber gleich bergauf geht, stört uns das nur wenig. Wir fahren auf der Straße Richtung Eibsee und von dort hinauf zur Hochtörle Hütte. Am Grenzübergang zu Österreich erwartet uns eine sehr glitschige Passage über nasse Steine und Wurzeln. Ab der Hütte geht es rasant bergab, wir erhaschen kurz einen Blick auf die im Nebel liegende Zugspitze. Es geht nach Ehrwald und wieder hinauf zum Fernpass. Wir folgen den Schildern der Via Caludia Augusta. Mit der 'Schönen Aussicht' erreichen wir den Übergang über den Fernpass. Wir blicken hinunter auf die Straße, wo sich die Fahrzeuge in einer langen Schlange über den Pass mühen. Schnell queren wir die Straße und biegen wieder ein in die Stille der Wälder. Nach schöner Trail-Abfahrt erreichen wir das Schloss am Fernsteinsee. Der untergehenden Sonne entgegen radeln wir durch lichte Nadelwälder nach Imst und bekommen in einem der Hotels ein Zimmer.

2. Tag, Samstag, 4.08.2012

Der heutige Streckenverlauf gestaltet sich relativ unspektakulär. So dachten wir zumindest. Bis wir dann kurz nach Imst die Beschilderung der Via Caludia Augusta verfehlen und irgendwie auf den falschen Weg gelangen. So stehen wir irgendwann in Imsterau, wo wir eigentlich gar nicht hin wollten. Kurzerhand nehmen wir die Abkürzung über den ausgeschilderten Jakobsweg. Bergauf war dann etwas schieben angesagt, Bergab gings dafür auf lustigem und rutschigem Trail. Ab Landeck verlassen wir die Via Claudia Augusta. Wir wollen ja schliesslich nicht im Tal gen Süden rollen, sondern noch etwas zusätzliche Höhenmeter sammeln. Es geht hinein ins Paznauntal nach Ischgl. Leider gibt es hier keinen Radweg, so dass wir auf der Straße fahren müssen. Der Verkehr hält sich zum Glück in Grenzen. Bis wir in Ischgl sind, hat sich die Sonne hinter schwarzen Wolken versteckt. Eigentlich wollten wir ab hier noch ein kurzes Stück des morgigen Anstieges hinter uns bringen. Aber da es sehr nach Regen aussieht, nehmen wir uns ein Zimmer und verfolgen das Treiben rund um den heute stattfindenden Ischgl-Ironbike-Marathon.

3. Tag, Sonntag, 5.08.2012

Am Morgen regnet es noch, während wir beim Frühstück sitzen. Wir lassen uns Zeit. Irgendwann hört es auf und wir radeln los. Heute stehen einige Höhenmeter an. Zuerst der lange Anstieg hinauf zum Viderjoch, knappe 1500 hm am Stück. Das kleine Blatt bleibt die nächsten Stunden aufgelegt. Steil ist es, und heute am dritten Tag der Tour spüren wir die Last der Rucksäcke. Hingen morgens noch Nebelschwaden in den Bergen, wird das Wetter mit jeder Stunde besser und auf dem Weg nach oben müssen wir die Sonnencreme auspacken. Ab der Idalpe wird aus leicht rollendem Asphalt teils grober Schotterbelag und mit jedem Höhenmeter wir die Luft dünner. Die letzten 150 hm bis zum Viderjoch sind wohl die härtesten. Kerzengerade, so dass man das Ziel immer im Blick hat und sehr, sehr steil. Dennoch schaffen wir es, die uns verfolgenden Holländer hinter uns zu lassen und kommen glücklich oben an. Es ist trotz Sonne kalt und windig. So beschränkt sich unser Aufenthalt auf ein Fotoshooting und das Anziehen der Klamotten für die Abfahrt. Es geht hinab zur Alp Trida und weiter ins zollfreie Samnauntal nach Compatsch. Erstaunlich, wie warm es hier unten wieder ist. Wir fahren das Tal auswärts und biegen nach dem Zollamt rechts ab nach Martina. Die dunklen, kurvigen Tunnels auf der engen Straße haben es in sich. Ein mittlerweile aufgezogenes Gewitter zwingt uns, die Regenjacken überzustreifen. Weiter geht es mit heftigem Gegenwind bis nach Martina. Hier nutzen wir die Regenpause und machen Vesper. Kaum eine halbe Stunde später lacht wieder die Sonne vom Himmel und wir nehmen den zweiten Anstieg des Tages in Angriff. Es geht hinauf auf die Norbertshöhe, knappe 500 hm. Nach dem langen Anstieg heute Morgen ein Klacks. Schnell sind wir oben und wieder hinuter nach Nauders gerollt. Im zentral gelegenen Gasthof zum Goldenen Löwen bekommen wir ein exklusives Zimmer, ein vorzügliches Abendessen und einen dringend notwendigen Wäscheservice obendrein.

4. Tag, Montag, 6.08.2012

Nach dem Frühstück kaufen wir ein Vesper im nahegelegenen Supermarkt und rollen die letzten Meter zum Reschenpass hinauf. Wobei an leichtes Rollen nicht zu denken ist. Heftiger Gegenwind zwingt uns dazu, kräftig in die Pedale zu treten. Am Reschensee und dem bekannten Kirchturm vorbei geht es endlich abwärts und wir lassen es laufen. Wir fahren bis Latsch und biegen hier ab nach Sta. Maria. Wir folgend dem Radweg. Der geht ständig auf und ab und wir sammlen so manchen zusätzlichen Höhenmeter. Auf der Straße dann gelangen wir nach Sta. Maria. Der anfangs sonnige Tag hat sich geändert und es hängen nun schwarze Gewitterwolken am Himmel. So beschließen wir, hier zu beliben, und den Anstieg zum Stilfser Joch auf morgen zu verschieben. Kaum haben wir das Zimmer im Hotel Crusch Alba bezogen, beginnt es auch schon zu regnen und es hört den ganzen Abend nicht mehr auf.

5. Tag, Dienstag, 7.08.2012

Die Regenwolken haben sich verzogen und es begrüßt uns die Sonne heute Morgen. Der Anstieg zum Umbrailpass und anschließend auf das Stilfser Joch steht nun an. Wir lassen uns Zeit, genießen die Landschaft das schöne Wetter und beobachten die Murmeltiere, die sich zum Teil direkt neben der Straße tummeln. Die Straße ist nicht durchgängig asphaltiert und so manche herabkommende Rennradler und Moppedfahrer haben so ihre Schwierigkeiten, auf dem losen Untergrund nicht die Kontrolle über das Gefährt zu verlieren. Wir kurbeln bergwärts und irgendwann ist der Umbrailpass erreicht. Kurzer Fotostopp und es geht weiter auf das Stilfser Joch. Hier oben ist die Hölle los. Alle die es bis hier oben geschafft haben, egal mit Auto, Motorrad, Mofa oder Fahrrad gönnen sich eine Pause, kaufen eines der vielen Souvenirs oder holen sich eine der angepriesenen Bratwürste. Auch wir holen uns ein paar Postkarten, ist es heute doch der höchste Punkt unserer Tour. Wir sind heute früh dran und so bekommen wir problemlos ein Zimmer in der Tibet Hütte. Auf der Terrasse genießen wir die Sonne bei einem leckeren Apfelstrudel. Abends wandern wir noch auf die Dreisprachenspitze und informieren uns an den Schautafeln über die von den Weltkriegen geprägte Vergangenheit hier in der Ortlerregion.

6. Tag, Mittwoch, 8.08.2012

Wir schlafen gut in der 2800 Meter hoch gelegenen Tibethütte und in frischer Morgenluft rollen wir zurück zum Umbrailpass. Von hier folgen wir dem Trail zur Boccetta di Forcola. Nach ein paar Diskussionen mit einheimischen Kühen ist der Trail komplett fahrbar. Nur die letzen Meter müssen geschoben werden. Alte Gefechtsstellungen säumen den Weg und lassen nur erahnen, was sich hier oben abgespielt haben mag. Auf grobem Geröll gelangen wir teils fahrend, teils schiebend zum Pso Pedenolo. Von hier geht es nun abwärts. Zunächst auf breitem Militärweg, später dann auf schmalem teilweise nicht mehr erkennbarem Trail. Das lose Gestein hat an vielen Stellen den Weg verschüttet und es bedarf einiger Fahrkunst, in dem steilen Gelände das Bike in die richtige Richtung zu steuern. Am Rastplatz an den Cancano Seen machen wir Pause. Durch Kiefernwäler geht es auf steiler Schotterpiste hinab zur Straße und wir gelangen nach Bormio. Da es heute sehr heiß ist, gönnen wir uns ein Eis, bevor es auf Straße weitergeht nach Sta Catarina. Im Hotel Matteo bekommen wir ein Zimmer.

7. Tag, Donnerstag, 9.08.2012

Heute geht es auf den Gavia Pass auf 2652 m. Wir teilen uns den Anstieg ein und sind dennoch schnell oben. Es ist kühl hier oben und wir ziehen für die Abfahrt alles an. Die Straße ist recht schmal und der Abgrund daneben lässt uns mit Respekt vorsichtig fahren. Einige heraufkommende Autos und Wohnmobile haben mehr Probleme als wir. Wir folgen der Straße Richtung Tonale Pass und von hier geht es ständig bergab bis nach Dimaro. Es sind hier einige organisierte Gruppen von Transalp Bikern anwesend und es ist schwierig, ein Zimmer zu bekommen. Letztendlich klappt es doch und wir verbringen eine unruhige Nacht direkt an der belebten Haupstraße.

8. Tag, Freitag, 10.08.2012

Der Tross der ganzen organisierten Biker Gruppen setzt sich heute Morgen in Bewegung. Und wir mitten drin. Es geht nach Madonna di Campiglio. In eigentlich ruhigem Wald, begleitet vom Plätschern des Baches geht es gemächlich bergan. Wir durchqueren Madonna und folgen dem Radweg der Sarca entlang. Wir sind wieder nahezu alleine. Der Radweg ist ausgebaut wie eine Autobahn. An Engstellen zweispurig, mit extra aufwändigen Brücken, und wir treffen nur alle halbe Stunde auf andere Radler. Da der Tag schon lang ist und das Wetter sich wieder eintrübt, versuchen wir in Tione di Trento ein Zimmer zu bekommen. Aber keine Chance. So rollen wir weiter den Radweg entlang. Dummerweise hört dieser unvermittelt bei Pez auf und wir müssen umkehren. Die Karten stimmen nicht und wir versuchen irgendwie die Straße zu erreichen. Es geht natürlich steil nach oben. Endlich wieder auf der Straße, sehen wir einige der Biker vom Morgen. Sie waren duch das Val di Agola gefahren und biegen nun wieder auf unsere Strecke ein. Wir folgen der Straße weiter und in Stenico, in einem der ersten Häuser bekommen wir ein sehr günstiges Zimmer. Frau Titto kocht extra für uns, wir helfen beim Öffnen der Konserven und es wird ein lustiger Abend, bei dem wir leider nur die Hälfte dessen verstehen, was uns das Rentnerpaar Titto erzählt.

9. Tag, Samstag, 11.08.2012

Heute folgt die Schlussetappe und wir werden den Gardasee erreichen. Das Wetter ist wieder perfekt. Auf Asphalt erreichen wir den Passo del Ballino und kurz darauf den Tenno See. Ein kurzer Badestop und wir rollen weiter immer talwärts dem Lago entgegen. Irgendwann ist der Gardasee zu sehen und wir freuen uns riesig, diese Tour ohne Defekt und ohne Sturz beendet zu haben.
Über die Tourist-Info finden wir ein günstiges Hotel. Seit vielen Tagen nun ohne schweren Rucksack erkunden wir am Abend kurz die alte Ponale Straße, bevor wir bei köstlichem Abendessen unsere Ankunft am Gardasee feiern.

10. Tag, Sonntag, 12.08.2012

Der am Vortag telefonisch organisierte Shuttle-Service von www.sport-shuttle.de holt uns wie vereinbart am Hotel ab und die Heimfahrt klappt reibungslos und völlig stressfrei.

 Ach ja, um vergebliche Nachfragen zu vermeiden: es gibt keine GPS Tracks von der Tour.

 

Helmut Hägele, August 2012

©www.noBrakes.de

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