Grappa Cross 2008

Unsere Frühjahrstour 2008 führt uns zum Mte Grappa. Vor einigen Jahren waren wir schon einmal dort, und haben den ein oder anderen Trail gesehen, den wir nun endlich befahren wollen. Da aber der Mte Grappa für ein Woche etwas zu wenig hergibt, planen wir kurzerhand eine Rundtour drum rum. Start und Ziel ist Rovereto. Dabei sind Siggi, Hardy und Hemme.


Helmut Hägele, Hardy Wiederspohn, Siegfried Hügler

 

1. Tag, Samstag, 31.05.2008, Rovereto - Rifugio Lancia

 

Das Auto stellen wir kurz nach Rovereto am Abzweig Richtung Toldo ab. Schnell sind die Bikes ausgepackt und wir radeln rauf zum Rifugio Lancia. 1400 hm am Stück mit gleichmässiger Steigung. Gerade recht für die erste Halbtagesetappe. Das Rifugio ist gut besucht und wir bekommen ein reichhaltiges 4-Gänge-Menü serviert. Service und Essen ist top auf der Hütte.

18,5 km - 1440 hm ▲ - 50 hm ▼

Rovereto - Rifugio Lancia

 

 

2. Tag, Sonntag, 01.06.2008, Rifugio Lancia - Albergo Miravalle

 

Bei bestem Wetter fahren wir los auf dem E5 Richtung Mte Buso. An den drei Zwischenanstiegen müssen wir schieben, aber die Abfahrten dazwischen sind erstklassig. Und auch die letzte Abfahrt zum Pso della Borcola ist absolut spitze. Ein schmaler Trail, teils steil dann wieder flach mit schönen Spitzkehren, genial. So kann es weitergehen. Vom Pso della Borcola nehmen wir die Strasse nach Piazza und nach Serrada. Am Fort  Dosso della Sommo ist erst mal Mittagspause bevor es weiter geht zum Mte Maggio. Auf steilem, anspruchvollen aber gerade noch fahrbaren Trail geht es nach oben. Wir knipsen kurz am Gipfelkreuz und rollen hinunter zum Pso Coe und weiter zum Pso di Valbona. Kurz nach der Passhöhe biegen wir rechts in einen nicht weiter bezeichneten Schotterweg ein. Dieser führt uns abseits des Strassenverkehrs in hoher Geschwindigkeit hinunter nach Arsiero und weiter nach Cogollo. Von hier wollen wir hoch zum Mte Cengio. Noch über 1000 hm aufwärts, uupps. Wir radeln erst mal die Strasse hoch. Die Moppeds schiessen an uns vorbei, als wären wir   auf der Rennstrecke. Scheint wohl eine beliebte Abendbeschäftigung der lokalen Motorradszene zu sein. In einer spektakulären Kurve stehen derer gar dutzende um die Fahrkünste der Biker zu begutachten. Wir kurbeln entspannt durch die Szenerie und erfreuen uns an den schönen Ducs und Laverdas. Als wir in der nächsten Ortschaft ankommen steht die Sonne schon sehr niedrig. Wir beschliessen daher die letzten 300 hm zum Mte Cengio auf den nächsten Morgen zu verlegen. Im Albergo Miravalle im Ort Fondi bekommen wir Unterkunft.

 

 91 km - 2697 hm ▲ - 3350 hm ▼

Rifugio Lancia - Mte Buso - Pso della Borcola - Piazza - Serrada - Dosso del Sommo - Mte Maggio - Pso Coe - Pso di Valbona - Arsiero - Cogollo del Cengio - Fondi

 

 

3. Tag, Montag, 02.06.2008, Albergo Miravalle - Mte Grappa, Val dea Giare

 

Das Wetter ist heute abermals perfekt und wir starten direkt aus der Ortschaft hinauf zum Mte Cengio. Im oberen Teil zeigt ein Schild Richtung 'Galleria', also hin. Eine Infotafel erklärt die alte Wehranlage. Vor wenigen Jahren wurde ein nicht unerheblicher Betrag investiert, um die Tunnel begehbar bzw. in unserem Fall befahrbar zu machen. Es folgt eine spektakuläre Streckenführung an senkrechten Felskanten vorbei und zum Teil durch ziemlich dunkle Tunnels. Hardy leuchtet uns mit seiner Stirnlampe hindurch, zumal in einigen der Tunnel sehr hoch das Wasser steht. Ein Tunnel folgt dem anderen. Beeindruckend und erschreckend zugleich, mit welchem Aufwand hier für Kriegszwecke der Fels bearbeitet wurde. Nach der Rundtour suchen wir einen in der Karte verzeichneten Trail der uns wieder hinunter nach Fondi führen soll. Wir finden zwar die Einfahrt, aber nach 30 Metern hat sich die Natur den Weg zurückgeholt. Wir drehen um und rollen auf Asphalt und Schotter zurück nach Fondi. Von hier auf der Strasse nach Asiago, wo wir direkt am imposanten 'Sacrario Militare' Mittagspause einlegen. Während wir genüsslich unser zuvor gekauftes Vesper verzehren, ziehen rund um uns herum Gewitter auf. Es beginnt zu donnern und zu regnen. Wir brechen sofort auf und können glücklicherweise dem Gröbsten entkommen. Zunächst auf dem Tilmann Weg, dann auf Strasse lassen wir das Gewitter hinter uns und sind bald in Sasso. Von hier folgen wir abermals dem Tilmann Weg, der nun mit super rutschigen weil feuchten Platten ausgelegt ist und steil talwärts führt. Da steil und rutschig eine gefährliche Mischung ergibt, muss ich gleich nach den ersten 10 Metern ungeplant absteigen. Nix passiert, nur das Schaltauge verbogen. Kurz ausgetauscht und weiter geht's. Ich bin ab jetzt etwas vorsichtiger und schiebe lieber das ein oder andere mal mehr. Trotzdem ist einiges und unten raus immer mehr fahrbar. An einer Stelle ist der Weg beidseitig mit Seilen gesichert, nicht unbedingt wegen der Steilheit, aber die Steine sind dermaßen feucht und rutschig dass man sich kaum auf den Beinen halten kann. In Valstagna kommen wir raus und folgen Flussaufwärts der Strasse, um nun die Auffahrt zum Mte Grappa in Angriff zu nehmen. Wir haben etwas Schwierigkeiten bei der Navigation, ein paar einheimische Rollerfahrer und Radler helfen uns aber weiter. Am Lago Corlo gehts über die Staumauer, dann vor den nächsten Häusern rechts ab auf eine in der Karte nicht verzeichnete Schotterpiste. Endurostrecke, so wie der Untergrund aussieht. Bald sind wir wieder auf unserer geplanten Route. Aber auch am Mte Grappa gibt es Gewitter und es fängt nun doch kräftig an zu regnen. Wir stellen uns 20 Minuten unter einem nicht optimal dafür geeigneten Baum unter, bis es wieder nachlässt und radeln weiter bergan. Mangels Wegweiser verbringen wir viel Zeit mit Navigation, bis wir endlich am Rif Forcelietto sind. Normalerweise kann man hier übernachten. Nur nicht heute, weil morgen wohl niemand da ist. Egal, fahren wir hald weiter. Kommt ja bald das nächste Rifugio. Und die heute gefahrenen Höhenmeter sparen wir uns schon morgen. 200 hm später am Rifugio Scarpon dann macht uns nach längerem Klopfen und Rufen endlich jemand auf. Der vermutlich unter drogeneinfluss stehende Mann macht einen nicht sehr vertrauenswürdigen Eindruck und verdeutlicht uns, dass er sowieso keine Gäste aufnimmt. Also gut, ganz oben kommt ja auch noch ein Rifugio. Also nochmal 150 hm draufgepackt. Es dämmert bereits als wir um halb neun am Rif Bassano ankommen. Aber auch hier will uns niemand der anwesenden Personen aufnehmen. Sauerei sage ich da nur. Sitzen beim Bier und besitzen die Frechheit uns um diese Uhrzeit wieder wegzuschicken. Ich erzähle besser nicht, was ich zu dem Zeitpunkt mit den Leuten und den Rifugios am Grappa machen möchte. Um vor Einbruch der Dunkelheit noch irgendwas zu finden, verlieren wir keine Zeit und fegen auf der Strasse talwärts. Ich male mir aus, wie wir in völliger Dunkelheit in Bassano ankommen und uns dort  was suchen müssen. Aber das Glück hat uns nicht ganz verlassen und wir bekommen im Val dea Giara auf ca. 1200 m  eine Unterkunft und ein leckeres Abendessen.

 

101 km - 2781 hm ▲ - 2658 hm ▼

Fondi - Mte Cengio - Fondi - Asiago - Sasso - Tilmann Weg - Valstagna - Cismon - Corlo - Mte Grappa - Val dea Giara

 

 

4. Tag, Dienstag, 03.06.2008, Val dea Giare - Val dea Giare

 

Nach der gestrigen anstrengenden Etappe wollen wir es heute etwas ruhiger angehen lassen. Zunächst kurbeln wir wieder hoch zum Mte Grappa. Wir machen hier eine ausgiebige Besichtigung des 'Sacrario'. Die unzähligen Namensschilder der gefallenen Soldaten machen die Sinnlosigkeit und Grausamkeit eines Krieges nur zu deutlich. Danach begehen bzw. befahren wir die ausgedehnten Tunnelsysteme, die den ganzen Gipfel durchziehen. Die Stollen sind mit Kanonen aller Größen bestückt und es ist eine grausige Vorstellung, was sich hier im im Krieg abgespielt haben muss. Wir folgen nun der Alta Via Eroi zum Casa Val di Melin. Von hier auf Strasse zur Cima Mandria bis wir kurz davor nach rechts auf den WW152 einbiegen. Ein schmaler Pfad, zunächst über Wiesen, dann durch Tunnels und in spektakulärer Wegführung an Felsen und Abgründen vorbei, einfach klasse. Wir begutachten auch schon den Trail, der uns morgen erwartet. Aber da ja heute eigentlich Ruhetag ist rollen wir vom Val di Melin wieder zurück zu unserer Unterkunft im Val dea Giara.

 

31 km - 1157 hm ▲ - 1144 hm ▼

Val dea Giara - Mte Grappa - Casa Val di Melin - Cima Mandria - WW152 - Val di Melin - Val dea Giara

 

 

5. Tag, Mittwoch, 04.06.2008, Val dea Giare - Albergo Marchesina

 

Unser heutiger Traumtrail, der WW153:

 

 

Heute Morgen stehen wir mit Donnergrollen auf. Seither kamen die Gewitter immer Nachmittags. Heute schon mit dem Aufstehen am Morgen. Bis wir losradeln, ist der Spuk vorbei, aber kaum sitzen wir auf den Bikes, müssen wir schon die Regenklamotten überstreifen. Wir stehen zunächst unter, aber es will nicht wirklich aufhören. So rollen wir eben im Regen weiter, dorthin wo wir gestern schon waren, zum Val di Melin. Wir fahren den WW152 heute in umgekehrter Richtung, bis wir zum Einstieg des WW153 kommen. Von oben sieht der Trail traumhaft aus, und wir sind gespannt, wie er sich fahren lässt. Und ich kann sagen, wir wurden nicht enttäuscht. Die Einstufung fällt in die Kategorie Traumtrail. Handtuchbreite, Spitzkehren, Tunnels, ein Traum. Da stört es uns auch nicht dass es immer noch regnet. Wir kommen unten am Rifugio San Liberale raus. Es schüttet nun wie aus Kübeln. Wir schiessen mit dem Wasser um die Wette zu Tal und rollen nach einem netten Plausch mit einem Einheimischen, der Deutschland gut kennt, gleich weiter nach Bassano und von hier weiter nach Valstagna. Hier biegen wir links ab und nehmen die wenig befahrene Strasse wieder hinauf auf die Hochebene der sieben Gemeinden. Es hat zum Glück aufgehört zu regnen. Die Strasse ist derart wenig befahren, dass sie von zwei Rennfahrern mit ihren Suzuki Swift Turbo als Trainingsstrecke genutzt wird. Oben steht der Papa mit Funkgerät und Stoppuhr und die Jungs heizen durch die Kurven, dass man denkt, jede Sekunde fliegen sie raus. Nach Foza und Lazaretti biegen wir abermals links ab Richtung Mte Ortigara. Bei wieder aufkommendem Regen kommen wir am Albergo Marchesina vorbei. Licht brennt, der Ofen ist geheizt. Wir bleiben hier. Die Wirtsleute sind super nett und das Abendessen lässt keine Wünsche offen.

 

60 km - 1600 hm ▲ - 1400 hm ▼

Val dea Giara - Val di Melin - WW152 - WW153 - Bassano del Grappa - Valstagna - Foza - Lazaretti - Albergo Marchesina
 

 

6. Tag, Donnerstag, 05.06.2008, Albergo Marchesina - Albergo Cherle

 

Am Morgen regnet es als wäre es das normalste der Welt. Eigentlich wollten wir heute auf den Mte Ortigara. Aber bei dem Wetter ist dies ziemlich sinnlos. Regen und Nebel so weit das Auge reicht. Wir frühstücken ausgiebig, schauen mit den Wirtsleuten unsere Seite im Internet an und es ist schon fast 12 bis wir trotz nicht enden wollenden Regens losfahren. Wir beschliessen, bei dem Wetter den schnellsten Weg zu unserem heutigen Etappenziel zu nehmen.

 

74 km - 1128 hm ▲ - 1079 hm ▼

Albergo Marchesina - Foza - Gallio - Asiago - Pso di Vezzena - Gionghi - Carbonare - Pso del Sommo - Albergo Cherle

 

7. Tag, Freitag, 06.06.2008, Albergo Cherle - Mte Pasubio, Rifugio Papa

 

Heute Morgen ist es zwar neblig, aber es regnet zumindest nicht mehr. Wir besichtigen zunächst das nahe gelegene Fort Cherle um dann auf dem E5 bzw. den Schildern 'Megabike Marathon' folgend zum Pso Coe zu gelangen. Wir verpeilen uns ein wenig, kommen aber doch irgendwann an und fahren ein zweites mal auf den Mte Maggio. Dieses mal von der anderen Seite. Und dieses mal nehmen wir auch die geniale Trailabfahrt an der Südwestflanke des Maggio. Das am Trail angrenzende Gras und Buschwerk ist von den Regenfällen noch patsch nass, und gibt diese Nässe völlig problemlos an unsere über Nacht eigentlich fast trocken gewordenen Schuhe und Klamotten ab. So sind wir nach wenigen Metern wieder schön eingenässt, aber so langsam sind wirs gewohnt. Der Trail ist ganz OK, wenngleich der untere, erdige Teil bei diesen Bedingungen eher einer Rutschbahn denn einem fahrbaren Trail gleicht. Vom Passo della Borcola geht's auf der Strasse hinunter nach Ganna, wo wir rechts zum Colle Xomo abbiegen. Es regnet mal wieder und wir machen nur ein kurzes Standvesper. Unter ständigem Regen fahren wir nun schnell hinauf zum Rifugio Papa. Aussicht ist eh kaum vorhanden und so konzentrieren wir uns auf schnelles vorankommen. Im Rifugio gibt es Essen bis wir nicht mehr können. Zum Glück ist die Grappa-Bar reichlich bestückt.

 

48 km - 2135 hm ▲ - 1646 hm ▼

Rif Cherle - Fort Cherle - Pso Coe - Mte Maggio - Pso della Borcola - Ganna - Colle Xomo - Rif Papa

 

 

8. Tag, Samstag, 07.06.2008, Rif. Papa - Rovereto

 

Der Morgen kommt und die Sonne lacht, was gibt es Schöneres. Genauso umfangreich wie das Abendessen ist auch das Frühstück im Rif. Papa. Gut gestärkt besichtigen wir zunächst die sehenswerte Strada Galleria zu Fuss. Biken ist hier verboten. Aufgrund des ausgesetzten Wegverlaufes macht dies auch Sinn. An einigen Stellen geht es neben dem Weg mehrere hundert Meter senkrecht in die Tiefe. Wieder auf den Bikes fahren wir zu den Sette Crocci, dann auf den E5, einem super flowigen Trail und weiter auf WW105 und WW102 zum Bocchetta di Foxi. Der Trail bis hierher war schon klasse, und der der jetzt folgt ist noch besser. Eine sensationelle Szenerie eröffnet sich uns mit der senkrecht abfallenden Felswand des Mte Testo, gleich daneben der Trail, der sich in engen Kehren ins Tal windet. Alles fahrbar, alles super, ein Riesenspass und ein grandioser Abschluss unserer Rundtour.  Das Tal noch rausgerollt bis nach Anghebeni und bald sind wir wieder am Auto.

 

29 km -  385 hm ▲ - 1952 hm ▼

Rif. Papa - WW120 - Sette Croci - WW105B - E5 - WW102 - Boccetta di Foxi - Anghebeni - Auto

 

Gesamt: 453 km, 13328 hm

 

Helmut Hägele

 

 

Helmut Hägele, Siegfried Hügler, Hardy Wiederspohn - Juni 2008

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