Alpenüberquerung
Chiemsee Venedig
28.06. 06.07.2007
1. Tag, Donnerstag 28.06.2007, Prien am
Chiemsee Straubinger Haus auf der Eggenalm
(Fellhorn)

Heute beginnt ein
schon länger geplantes und endlich wahrwerdendes
Erlebnis alleine mit dem Mountainbike die Alpen zu
überqueren und in Venedig zu beenden.
Seit längerem beobachte ich nun schon die allgemeine
Wetterlage und bin mir bis zum Abreisetag nicht
schlüssig, ob ich mein Vorhaben auch wirklich
durchziehen soll. Aber dann ist es soweit.
Meine Frau Iris begleitet mich nach Heidenheim auf den
Bahnhof wo ich meine erste Erlebnisreise mit der
Deutschen Bahn beginnen werde. Zuerst geht es mit der
Bahn nach Ulm wo ich in den Zug nach Prien am Chiemsee
umsteigen muss. Hier fängt das Dilemma schon an. Der Zug
hat 45 min. Verspätung, angeblich
wegen
Signalproblemen.
Aber egal, ich habe reserviert und keine Eile. Endlich
trifft der Zug ein und ich verstaue alles im Fahrradabteil.
Als ich dann meinen reservierten Platz suche bittet mich
der Schaffner doch den Wagen zu verlassen und in einem
anderen Wagen einen Platz zu suchen. Super denke ich mir.
Aber das Fahrradabteil wird extra abgeschlossen und ich
suche mir einen andern Platz.
Schon während der Fahrt denke ich mir, das geht aber ja
gar nicht richtig vorwärts!
Bald darauf schon die Durchsage, dass man den Zug in
München wegen eines technischen Defektes verlassen muss.
Im Ersatzzug herrschen chaotische Zustände. Das
Fahrradabteil ist
hoffnungslos überfüllt. Jeder Mitreisende mit Rad
schiebt (teils mit grober Gewalt) sein Rad noch ins
Abteil. Mir wird ganz anders und ich male mir schon aus,
was heute noch alles zur Reparatur anstehen wird. Der
einzige Verlust jedoch den ich zu verzeichnen hatte, war
mein extra wegen der unbeleuchteten Tunnels unterwegs
montierte Rücklicht! So fängt der Tag ja schon super
an. Und ich denke mir Nie wieder mit der
Bahn! Endlich kann
die Tour losgehen. Zuerst geht
es auf einem Radweg und später auf der Straße bis nach
Reit im Winkl. Von dort noch bis zum Seegatterl und dann
biege ich schon auf den Waldweg Richtung Hindenburghütte
ein. Der Weg verläuft durch den Wald auf einem Forstweg
und schon bald stehe ich an der Hindenburhütte. Von
hier, geht es nochmals zum Teil mit Steigungen von 25%
auf losem groben Schotter und teils tiefe Querrinnen zum
Straubinger Haus hoch.
Übernachtung: Straubinger Haus
2. Tag, Freitag 29.06.2007, Straubinger Haus
Bürglhütte

Heute beginnt der
Tag etwas kühl. Ich muss mich zur Abfahrt warm anziehen
denn es geht erst einmal ordentlich bergab. Zuerst fahre
ich auf Schotter bergab danach auf einem Pfad und Trail
bis nach Erpfendorf. Ab hier fahre ich auf dem Römerweg,
Mozartweg der abseits der Straße liegt über St. Johann,
Kitzbühel bis Aurach. Von hier geht es auf der Straße
über Jochberg bis zum Abzweig Waldwirt in den
Jochbergwald. Mittlerweile ist es ganz schön warm
geworden. Die Wolken haben sich verzogen und ich habe
fast strahlend-blauen Himmel. Nun beginnt der schönere
Teil des Tages. Ich fahre auf einem Waldweg der teils
sehr steil ist bis zum Mittagskogel. Unterwegs treffe ich noch
zwei Ortsansässige Biker mit denen ich mir den Weg bis
oben teile. Das letzte Stück müssen wir kurz schieben,
da der Untergrund sehr grob und lose ist.
Oben angekommen machen wir eine kleine Photosession bis
es dann
auf einem Trail
bis zum Tor geht. Hier trennen sich unsere Wege und ich
mache mich auf, dem Wanderweg zum Saaljoch zu folgen.
Leider konnte ich hier nicht viel fahren, da dieser sehr
tief ausgewaschen war und ich mit den Pedalen immer
wieder hängen blieb. So blieb mir nichts anderes übrig,
als zu schieben. Ab dem Saaljoch
begann
ein steiler Trail über Almwiesen bis dieser in eine
steile Schotter-abfahrt überging. Auf diesem fuhr ich bis
zur Labeckalm. Natürlich im Geschwindigkeitsrausch erst
einmal am Abzweig vorbei, bis ich mich auf einem
Parkplatz unter vielen Touris wiederfand. Mist, jetzt
muss ich wieder hochfahren.
Aber egal, so fuhr ich wieder ein paar Höhenmeter hinauf
bis ich am Abzweig Murnauer Scharte über den
Vogelalmgraben abbog. Hier steht zwar ein großes Schild
mit Bikeverbot aber ich nix verstehen
Ausländer! Am Ende des Vogelalmgrabens kann
entgegen des Buches Traumtouren Transalp geradeaus weitergefahren
werden. Der Weg endet hier nicht und der Umweg über die
Steffl Hochalm ist beschwerlicher,
da der Verbindungsweg als Trail super aber teils auch
nicht befahrbar ist. (gesperrt!). Nun stehe ich unterhalb
der
Murnauer Scharte und das Wetter sieht mittlerweile
gar nicht mehr gut aus. Dunkle, ja schwarze Wolken ziehen
über die Murnauer Scharte heran, genau dort wo ich hin will! In
der Ferne hört man schon das Grollen des Donners. So
mache ich mich auf, das Bike schiebend und teils tragend
auf einem sehr steilen Pfad die Murnauer Scharte zu
erklimmen. Oben angekommen sehe ich das Unwetter schon.
Also schnell ein paar Bilder und schon bin ich wieder
unterwegs. Nun geht es auf einem teils stark ausgewaschen Wiesentrail ca. 200Hm hinunter bis zur Bürglhütte. So mein Tagesziel
habe ich für heute erreicht und schnell werden die
Klamotten und ich selber gewaschen. Mittlerweile hat sich
das Gewitter etwas verzogen und ich stopfe erst mal meine
Speicher wieder voll. Alsbald fängt es stark zu regnen
und zu hageln an. Ich haue mich ins Lager, das ich wie
auf dem Straubinger Haus für mich alleine habe. Ist denn
niemand unterwegs?
Übernachtung: Bürglhütte
3. Tag, Samstag 30.06.2007, Bürglhütte
Glocknerhaus

Es hat fast die
ganze Nacht durchgeregnet. Es ist kalt, und ich benötige
heute schon die Regenklamotten, da ich mitten in den
Wolken stehe. Ein feiner Nieselregen fällt und so mache
ich mich nach einem ausgiebigen Frühstück auf den Weg.
So geht es auf Schotter runter ins Pinzgau. Irgendwann
habe ich die Wolken über mir gelassen und radle auf dem
Tauernradweg durchs Pinzgau Richtung Zell am See. Hier
habe ich noch mal einen Regenguss und schon kommt die
Sonne raus. Wird auch langsam Zeit, da ich mich nun auf
der Straße Richtung Großglockner befinde. So langsam
wird es warm und ich
entledige mich meiner wärmeren Sachen wie Armlinge und
Beinlinge. Ich rolle so durch das Fuscher Tal über Fusch
bis Ferleiten und stehe nun vor der Mautstation.
Langsam gesellen sich noch einige Biker
die mit dem Auto
hierher fuhren zu mir und so kurbeln wir dem Fuscher
Törl entgegen. Die Jungs haben jedoch einen
entscheidenden Vorteil mir gegenüber: Sie fahren alle
ohne Rucksack! Doch das soll
nichts bedeuten und so kommen von der Gruppe die
mittlerweile 6 Mann stark war zwei führend am Fuscher
Törl an: Einer der Gruppe und ich. Sauber gelaufen denke
ich mir. Doch nun heißt es wieder schnell sein, da eine
Wetterfront vom Tal uns entgegenbläst und das Wasser
über uns ablässt.
So wird schnell ein Bild gemacht und auf der anderen
Seite des Fuscher Törls den Berg ca. 300Hm
hinuntergerollt. Auf dem Weg zum Mitteltor regnet es
leicht und als ich dieses hinter mir gelassen habe
gleicht die Gegend einer Mondlandschaft.
Es hat zu regnen aufgehört und ich kurble weiter hoch
bis zum Hochtor. Dort mache ich eine
kurze Rast, bestaune
die Oldtimer die heute hier über diese Strecke fahren
und mache mich dann wieder auf den Weg. Erst geht es
wieder bergab bis zum Abzweig Großglockner. Auf dieser
Strecke mache ich bei grandiosem Wetter und tollen
landschaftlichen Aussichten mehrmals einen Photostop bis
ich plötzlich vor dem Glocknerhaus stehe.
Irgendwie sind die letzten Höhenmeter wie im Flug
vergangen.
Im Glocknerhaus angekommen deponiere ich erst mal meinen
Rucksack und drücke noch schnell bis zur Franz Josefs
Höhe hinauf. Von hier hat man einen tollen Blick auf den
Großglockner und seinen Gletscher (Pasterze). Aber auch
hier sieht man, dass der Klimawandel seine Spuren
hinterlassen hat.
Ich genieße die Ausblicke, mache noch ein paar Bilder
und rolle wieder hinunter zum
Glocknerhaus.
Heute hatte ich zwar nur eine max. Steigung von 18% aber
der lange Anstieg von Bruck bis ans Fuscher Törl hat es
schon in sich. Vor allem ist weiter das gemeine, dass
danach wieder 200Hm abfährt 300Hm zum Hochtor hinauf,
650Hm dann hinunter und letztendlich zum Großglockner
wieder hochfährt. Auf jeden Fall keine Strecke zum
ausruhen! Insgesamt jedoch habe ich bei der Auffahrt zum
Fuscher Törl und weiter bis zum Hochtor eine
eindrucksvolle Landschaft genossen! Leider verließ ich
heute das Abendessen etwas hungrig. Die Portionen waren
doch etwas für Touris mit PKW Anreise gedacht. So leerte
ich erst noch einmal meinen Rucksack aus und begann zu
Vespern. Der restliche Abend gestaltete sich dann noch
als völlig nervend, da außer mir nur noch Holländer
das Lager benutzten. Die tratschten bis spät in die
Nacht und konnten ihre Klappe einfach nicht halten. Die
Rache nahte jedoch am Morgen, als bei mir um 6.30Uhr der
Wecker schellte. Um 7.00Uhr gibts Frühstück und
da möchte ich der erste sein!
Übernachtung: Glocknerhaus
4. Tag, Sonntag 01.07.2007, Glocknerhaus
Winklerner Hütte

Heute beginnt der
Tag mit strahlend blauem Himmel. So stellt man sich das
Wetter bei einer Alpenüberquerung vor! Frühzeitig um
8.00Uhr mache ich mich auf den Weg und fahre über die
alte Glocknerstraße, die aus grobem Granitstein besteht
bergab. Super toller alter Karrenweg. Danach geht es auf
dem Radweg durch das Mölltal bis Döllach. Hier steht
heute die erste Bergetappe zum Gasthof Glocknerblick an.
Den Anstieg fahre ich auf Forstwegen mit einem
Einheimischen zusammen, der irgendwann einmal einen
Ausspruch tat, den ich vor Jahren auf meiner ersten
Alpenüberquerung schon einmal hörte: Mei, bist du
aber a wilder Hund! Am Gasthof Glocknerblick
angekommen fahr ich gleich
weiter bis zum
Sadnighaus welches am Ende des Talabschluß liegt. Hier
füllte ich meine Wasserflaschen auf, und da mein Ventil
am Vorderrad schon bedenklich schräg stand drehte ich
dieses kurzerhand um, um einen Gegeneffekt zu erzielen.
3-mal musste ich nun bergab anhalten um meine Felgen
abzukühlen. In Mörtschach angekommen querte ich die
Straße und fuhr erst auf Asphalt und später auf
Schotter Richtung Pichler Alm hoch. Die Sonne schien
heute gnadenlos auf den Hang und ich hatte bei 34°C
ordentlich zu schwitzen. Nun kurble ich vollends zur
Pichler Alm hoch, von wo der Familienwanderweg beginnt,
den ich befahren möchte.
Aber eigentlich
hatte ich mir von diesem Weg mehr versprochen zu fahren.
Der Weg war grob ausgesetzt und wenn einmal ein fahrbares
Stück kam war dieses mit Kuhsch
e so übersät,
dass man das Bike teils tragend ja sogar jonglierend
dadurch bringen musste. Also nur nicht hineintreten!
Während des Wanderns auf dem Weg kommt
dichte Bewölkung auf und es fallen ein paar Tropfen
hernieder. Leider war das alles. Ein leichter Nieselregen
hätte heute zur Abkühlung eigentlich gut getan. Am Ende
des Wanderweges war dieser dann als Trail befahrbar und
ging dann in einen Forstweg über. Dieser führte bis
kurz vor die Winklerner Hütte die
noch durch ein
kurzes 70Hm steiles Schiebestück von mir getrennt lag.
Heute vergingen die Höhenmeter wie im Fluge. Einzig
ätzend war der Familienwanderweg! Nachdem ich geduscht
und gewaschen habe, kann ich noch lange bei bestem Wetter
in der Sonne vor der Hütte sitzen. Hier bekomme ich mal
wieder richtig was zum Essen. Sabine, die Hüttenwirtin
kann einfach super kochen! Ich schaffe nicht einmal mehr
das geplante Kuchenstück nach dem Essen! Diese Nacht
verbringe ich auch alleine im Lager. Allgemein ist
unterwegs überhaupt nichts los. Nicht einmal ein paar
Wanderer trifft man unterwegs!
Übernachtung: Winklerner Hütte
5. Tag, Montag 02.07.2007, Winklerner Hütte
Alpe di Nemes

Nach dem Aufstehen
sehe ich die Bescherung des heutigen Tages: Es regnet in
Strömen und es scheint kein Ende in Sicht! Ich warte
noch etwas, beschließe dann jedoch loszufahren. Nachdem
ich den Neoprenanzug übergestreift habe geht
es los. Bis Lienz habe ich Starkregen und weiter auf dem
Drauradweg (Jakobsweg) regnet es so vor sich hin. So
kurble ich bis Arnbach und merke gar nicht wie die Zeit
vergeht. Den Blick immer tief gesenkt, damit der Regen
nicht so direkt ins Gesicht kommt stehe ich auf einmal an
dem Abzweig den ich eigentlich
nehmen möchte um den
Leckfeldsattel über die Sillianer Hütte zu überqueren.
Nachdem es aber immer noch regnet und die Wolken sehr
tief hängen, beschließe ich diesen zu umfahren. So
fahre ich bis Innichen weiter und biege dort nach Sexten
ab. So fahre ich weiter bis Moos und biege dann auf den
Wanderweg 13 zur Alpe di Nemes ein. Es hat zu regnen
aufgehört und ich entledige mich meiner von außen und
innen durchnässten Regenkleidung. Auf der Alpe di
Nemes angekommen gerade geduscht und gerichtet, kommt das
Wetter zurück und es regnet wieder wie aus Kübeln. Auch
ein deftiges Gewitter hat sich dazugesellt. Inzwischen
sind noch zwei weitere
Mountainbiker eingetroffen.
Später sitzen wir Tilmann, Roland und ich zusammen im
Gastraum und schmalken über unsere bisherige Tour und
unser weiteres Vorhaben. Auch Erfahrungen vergangener
Touren werden ausgetauscht. Dies war eigentlich heute ein eher
langweiliger Tag und der Drauradweg hat nicht so richtig
Spaß gemacht. Lediglich der Anstieg zur Nemeshütte war
ok.
Übernachtung: Alpe di Nemes
6. Tag, Dienstag 03.07.2007, Alpe di Nemes
Rifugio Tita Piaz

Heute Morgen sehe
ich zum Fenster hinaus und erblicke die Sexten in der
Morgensonne. Das restliche Tal liegt noch im Schatten. Es
ist 6.00Uhr und in einer halben Stunde gibt es
Frühstück. Um 7.10Uhr brechen wir Tilmann, Roland und
ich gemeinsam zum Kniebergsattel auf. Das Wetter ist
heute Morgen super und wir können bis auf eine kurze
Schiebepassage vom Unwetter bedingt
fasst komplett
hochfahren. Nur die Sturzbäche und Schlammmassen die uns
entgegenkamen haben uns letztendlich daran gehindert. Es
fehlte so dermaßen der notwendige Gripp, dass unsere
Hinterräder immer wieder durchdrehten. Oben angekommen
machen wir eine ausgiebige Fotosession bei bestem
Ausblick. Dann machen wir
uns wieder auf und fahren erst über einen kurzen Trail
und dann auf einem alten Karrenweg ins Tal ab. Es läuft
super bergab und so stehen wir schon wieder am nächsten
Abzweig der uns auf den Passo Palombino führt. Zuerst
geht es steil auf A sphalt und anschließend auf Schotter
hoch bis wir vor der Casera Melin stehen. Dort gönnen
wir uns noch einen Cappuccino bis wir uns auf den
restlichen Anstieg machen. Hier beginnt der
eigentliche etwas schwer fahrbare alte Karrenweg mit
Trailanteil zum Passo Palombino. Irgendwann ca. 180Hm
unter dem Pass graben sich unsere Stollen so in den
Schlamm ein, dass ein weiterfahren unmöglich wurde. Bei
Trockenheit wäre noch ein gutes Stück gegangen. So
schieben wir den Rest bis zur Passhöhe. Photostop und dann
geht es auf einem schönen
Singeltrail
talwärts. Leider haben wir unterwegs etwas Probleme mit
den vierbeinigen Viechern, die uns entweder genau in den
Weg laufen oder ihren Unrat genau auf dem Trail liegen
lassen. Dementsprechend sehen wir aus, als wir uns
trennen. Tilman und Roland fahren wieder bergauf zur
Malga Dignas und
queren die
Trasversata Carnica. Mein Weg führt mich von hier weiter
durch das Val Visdende hindurch nach Campolongo. Ab hier
beginnt wieder ein langer Anstieg, der mich zuerst
über eine gesperrte Straße in vielen engen Serpentinen
und später auf einem Schotterweg durch ein reizvolles
schönes Tal bis zur Forcella Larvadet führt. Hier biege
ich
wieder auf die Straße ein, da ein Unwetter
aufzuziehen droht und fahre so weiter bis auf
die eigentliche Passhöhe. Dort angekommen ziehe ich mich
warm an, und dann geht es schon wieder ab zum Lago di
Sauris. Einen super Blick hat man auf den See mit seinem
türkisblauen Wasser. So fahre ich den See entlang bis
ich am Ende auf seiner Staumauer stehe. Einfach
eindrucksvoll! Durch einen etwa 300m langen beleuchteten
Tunnel fahrend komme ich an den Abzweig der für heute
den letzten Anstieg für mich bedeutet. Es sind ja nur
noch 400Hm und die kurble ich noch kurz nach oben. Nun
stehe ich auf dem Passo del Pura und nehme im Rifugio
Tita Piaz mein Zimmer entgegen. Tolles Zimmer, heiße
Dusche, genau das, was ich nun brauche! Später ein
leckeres Essen und eine offene Feuerstelle inmitten des
Gastraumes.
Übernachtung: Rifugio Tita Piaz
7. Tag, Mittwoch 04.07.2007, Rifugio Tita Piaz -
Claut

Der Morgen fängt
heute schon gut an. Dichtester Nebel erwartet mich und
lässt mich kaum den Weg erkennen. So muss ich mich 900Hm
bergab quälen.
Durch den dichten Nebel bedingt ist es so feucht, dass es
mich bald vor Nässe fror. Auf der Verbindungsstraße
angekommen, fuhr ich ca. 2km bergauf bis der Abzweig zum
Monte Jof kam. Hier geht es erst einmal recht steil auf
Asphalt zur Sache. Nach kurzer Zeit geht der Asphaltweg
in eine steile Schotterpiste über und führt mich so bis
auf den Bergrücken des Monte Jof. Oben habe ich das
erste Mal leichte Orientierungsprobleme, da es Wege gibt,
die in der Karte nicht verzeichnet sind. So fahre ich
erst einmal einige Höhenmeter umsonst
weiter bis ich
unschlüssig wieder umdrehe und den Weg an der Kapelle
der nach unten geht nehme.An der Casera Faeit habe ich
dann entweder den abzweigenden Weg übersehen oder er war
so zugewachsen, dass er nicht mehr erkennbar war. So
verbringe ich eine halbe Stunde mit der Wegsuche, da der
Weg im Nichts endete. Ich fuhr wieder zurück und das
ging so ein paar Mal, bis ich mich entschloss einfach
quer durch den Wald weiterzugehen. Irgendwie muss ich
doch so wieder auf den richtigen Weg laut Karte kommen
denke ich mir und stapfe so durch den dichten Wald. Und
siehe da, nach ca. 300m komme ich auf den richtigen Weg.
Dieser ist recht zugewachsen und so wie er
aussieht selten benutzt. Er scheint mir auch aus
vergangenen Tagen des ersten Weltkrieges zu stammen. Auf
diesem Weg läuft es super zwar mit größeren
Steinen aber gut f ahrbar ins Tal des Tagliamento. Der Weg
der häufig altersmäßig einem genialen Trail gleicht
spuckt mich quasi direkt neben dem Tagliamento wieder
raus. Der Übergang hat sich schon deswegen gelohnt!
Leider muss ich nun wieder die Straße benutzen um auf
den Passo di Monte Rest zu gelangen. Unterwegs fängt es
schon leicht zu regnen an, was ich jedoch als Erfrischung
betrachte und bis zur Passhöhe durchdrücke. Oben
angekommen, komme ich nicht umhin, die blöden
Regenklamotten anzuziehen. Es ist zwar momentan nur ein
leichter Regen, der jedoch als ich Tramonti di Sotto
erreiche so stark wird, dass ich mich gerade noch in ein
Albergo retten kann. So ein Mist, nun fängt es auch noch
stark zu Gewittern an. Super, zum Glück hagelt es ja
auch noch! So werde ich hier 1,5 Stunden aufgehalten, die
ich dann sinnvoll mit Spagetti essen und Espresso trinken
verbringe. Als dann endlich der Regen etwas nachlässt
und das Gewitter nur noch entfernt zu hören ist, mache
ich mich wieder auf den Weg. Die Freude währt jedoch
nicht lange und so muss ich am Lago di Tramonti wieder
Unterschlupf suchen. So vergeht wieder wertvolle Zeit und
ich denke schon darüber nach, wie ich am besten aus dem
Gebirge kommen könnte. Dann würde die Tour jedoch ein
frühzeitiges Ende
finden. Nein sage
ich mir, fahre noch ein Stück weiter, vielleicht kommt
ja demnächst in der nächsten Ortschaft ein Albergo wo
ich bis morgen bleiben kann. Am Ende des Sees komme ich
an einem Albergo vorbei, aber ich fahre irgendwie daran
vorbei! Der Donner grollt immer noch und der Regen, an
den ich mich nunmehr gewöhnt habe läuft an mir runter.
So stehe ich auf einmal am Lago di Selva. Was nun? Nass
bin ich schon bis auf die Knochen, und wenn das Gewitter
so weit weg bleibt wie es sich anhört, wage ich es und
rolle weiter bis zum Ende des Sees. Unterwegs treffe ich
noch ein paar Holzarbeiter, die mich verwundert ansehen
und mir begreiflich zu machen versuchen, nicht in diese
Richtung
zu fahren. Der
Übergang sei gefährlich und man benötige mindestens 4
Stunden! Aber dass das kein Spaziergang wird war mir ja
bereits bekannt und so radle ich weiter. Am Ende des Sees
dann beginnt der alte aus dem ersten Weltkrieg stammende
1911 erbaute Weg. Anfangs noch fahrbar aber dann muss ich
immer wieder absteigen und abschnittweise schieben.
Inzwischen schwappt bei jeder Pedalumdrehung und jedem
Schritt das Wasser aus meinen Schuhen. Der Weg windet
sich steil den Berg hoch bis man dann an ein ausgesetztes
Stück kommt wo der Weg zu 2/3 den Hang abgerutscht ist.
So verläuft der Weg eine Weile. Rechts die Felswand nach
oben und links der Abgrund in die Tiefe.
Irgendwann kommt eine Gusseiserne Tafel, der man
entnehmen kann, dass der Weg 1911 erbaut wurde.
Eigentlich hat uns
der 1. Weltkrieg ja schon tolle Wege und Übergänge in
den Alpen hinterlassen. Nur war es dieser menschliche
Preis auch wert?
In dem meine Gedanken sich ca. 100 Jahre versuchen
zurückzuversetzen, stapfe ich regenüberströmt weiter. Als ich dann
endlich die Forcella Clautana erreicht habe, glaube ich
auch ganz oben zu sein. Zu schön wäre es ja gewesen.
Noch weitere 160Hm muss ich nach oben. Langsam wird es
mir auch kalt, ich habe nur noch 3°C, bin völlig
durchnässt und habe noch eine längere Abfahrt von ca.
1000Hm vor mir. Immer wieder muss ich Schneefelder
queren. Auch am Horizont
erkennt man die Berge bis in tiefere Lagen schneebedeckt.
Ich hole noch schnell die Winterhandschuhe aus dem Rucki
und fahre auf steilem Schotterweg ins Tal ab. Das erste
Hotel, welches ich anfahre ist voll. (Lag wohl an meiner
nassen Erscheinung!) Im 2. Hotel bekomme ich dann 19.15
Uhr ein Zimmer. War das ein Tag. Bei schönem Wetter
sicherlich super mit genialen Ausblicken, die sich mir
leider nur schemenhaft ab und zu zeigten. Später stelle
ich dann fest, dass dies heute wohl die Königsetappe mit
ca. 90km und 3200Hm war.
Übernachtung: Albergo Vittoria
8. Tag, Donnerstag 05.07.2007, Claut - Spert

Heute Morgen
scheint mir die Sonne schon beim Aufstehen ins Gesicht.
Bei strahlend blauem Himmel und nur vereinzelnden
Wölkchen fahre ich durch das Val Cellina zum Lago di
Barcis. Von hier aus muss ich auf der Straße bis
Piancavallo ca. 900Hm hinauffahren. Von dort geht es
weitere 300Hm auf teils grobem schottrigen Untergrund bis
zur Casera Friz.
Von hier aus kann
ich schon in die Ebene sehen, durch die ich Morgen noch
bis Jesolo fahren muss. Ab hier führt mich ein Höhenweg
eine ganze Weile auf und ab bis zum Col della Gallina.
Nun durchfahre ich
auf einem Waldweg einen dichten Wald, der mich leider
keine Landschaft Drumherum erblicken lässt. Irgendwann
spuckt mich der Waldweg wieder auf die Straße aus und
dann stehe ich auch schon am Ortseingang von Spert. Schon
wieder zieht ein Gewitter auf und so nehme ich gleich das
erste Hotel Dall Cogo im Ort. Dies war heute
eigentlich eher eine langweilige Tour, ohne
Besonderheiten,
aber nach der gestrigen Etappe richtig zum Erholen.
(Mädlestour!)
Habe nun schon ca. 600Km und 16500Hm absolviert. Im
Schnitt jeden Tag über 2000Hm. Morgen heißt es dann
nochmals ca. 700Hm und 100Km machen, um das Gebirge
hinter mir zu lassen und Punta Sabbione zu erreichen.
Hoffentlich macht das Wetter nochmals mit!
Meine Frau Iris ist auch gerade in Jesolo eingetroffen
und wird mich morgen erwarten. An dieser Stelle sei Ihr
nochmals mein besonderer Dank für die super
Unterstützung schon bei der Reservierung der Hütten und
dem tollen Abholdienst in Punta Sabbione ausgesprochen!
Ohne Ihre organisatorische Unterstützung, wäre die Tour
für mich um einiges schwieriger gewesen.
Nun freue ich mich schon auf ein kühles Paulaner im Ziel
der Tour!
Übernachtung: Hotel dal Cogo
9. Tag, Freitag 06.07.2007, Spert - Punta
Sabbione

Heute starte ich
nochmals bei bestem Wetter meine letzte Etappe. Es geht
von Spert nach Campon und auf einem Forstweg über den
Monte Mezzomiglio zum Lago di Santa Croce. Eigentlich
dachte ich bei der Abfahrt
zum See eine tolle
Aussicht auf diesen zu haben. Da der Weg jedoch durch
einen dichten Wald verlief, konnte ich den Lago nur
einmal durch die Bäume erkennen. Endlich am See
angekommen, umrundete i ch diesen noch bis ich mich auf
den Weg nach Vittorio Veneto machte. Dabei komme ich noch
am Lago Morto vorbei, bis es in flottem Tempo aus dem
Gebirge hinausgeht. In Conegliano habe ich etwas durch
viele Baustellen bedingt Orientierungsprobleme, und werde
noch von einem Einheimischen etwas in die
Wüste geschickt. So fahre ich erstmal ein
paar Kilometer umsonst, und denke mir, dass die Sonne
eigentlich von der falschen Seite scheint. So stehe ich
dann etwas ratlos mit meiner Karte in irgendeiner
Ortschaft bis ein Autofahrer stoppt und mir bei
der
Wegsuche behilflich ist. So komme ich dann über die
Weinstraße, die mich bis
Jesolo führt. Hier in Jesolo rufe ich schnell meine Frau
an, dass ich noch 30-45min. benötige. Endlich bin ich am
Ziel. Und am Eingang des Camping Marina di Venezia,
welchen wir schon seit vielen Jahren kennen, werde ich
von einem Empfangskomitee bestehend aus dem Direktor des
Platzes, dem Direktor des Tourismus-verbandes und der
rechten Hand des
Bürgermeisters von Cavallino-Treporti in Empfang
genommen. Irgendjemand muss wohl etwas mitbekommen
haben,
dass ich vom Chiemsee bis hierher mit dem Fahrrad
gefahren bin. Dies wird natürlich sofort für die eigene
Publicity genutzt und mir dabei noch ein riesiges
Blumenbukett überreicht. Gleichzeitig werde
ich noch auf einen Empfang mit dem Bürgermeister am
Sonntagabend auf eine Sportgala eingeladen.
Ich weiß erst einmal überhaupt nicht wie mir geschieht,
aber auf jeden Fall möchte ich nun erst einmal ausgiebig
duschen und ein Paulaner trinken!
Übernachtung: Camping Marina di Venezia
Fazit: Wieder einmal war die
Alpenüberquerung wie meine bisher gefahrenen traumhaft
schön, teils anstrengend aber ewig in Erinnerung
bleibend.

Alexander Goell - September 2007
©www.noBrakes.de
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