Alpentour 2006
Ischgl - Ischgl
12.08.2006 - 20.08.2006
Dieses Jahr fahren wir nicht
wie üblich eine Alpenüberquerung.
Wir machen eine Rundtour mit Start und Ziel in
Ischgl.
Das diesjährige Team besteht aus
Andy, Oli, Siggi und Hemme.
Prolog
Aus logistischen und streckentechnischen Gründen machen wir dieses Jahr nicht wie die Jahre zuvor eine Alpenüberquerung. Ich plane eine Rundtour rund um den Vinschgau mit vielen angrenzen Highlights. So werden Fimberpass, Pso Costainas, Bocchetta di Forcola, Pso Pedenolo, Livigno-Trails, Stilfser Joch, Goldseetrail, Madritschjoch, Eisjöchl und das Val di Uina enthalten sein. Start und Ziel wird Ischgl sein. Teilnehmen werden dieses Jahr die noBrakes Team-Fahrer Andy, Oli, Siggi und ich, Hemme.
Und los geht's...
1. Etappe, Samstag 12.08.2006 , Ischgl - S-charl
- Kalt ist's wieder im Land der Berge -
Von unserer Tour im letzten Jahr sicher nicht verwöhnt, starten wir auch heuer bei windigen 10 Grad. Ein hartnäckiges Atlantiktief hat Mitteleuropa fest im Griff. Im MTB-Forum wird gerade über Sinn und Unsinn solcher Aktionen bei diesen Bedingungen diskutiert, während wir unser lange geplantes und ersehntes Vorhaben in die Tat umsetzen.
Das Auto in Ischgl abgestellt, laden wir
schnell ab und freuen uns, dass es gleich bergauf geht. Steil geht die Asphaltstraße ins Fimbatal hinein. Wir machen kaum eine Pause und sind so bald
an der Heidelberger Hütte angelangt. Kalt ist uns nun zwar nicht mehr, dafür
sind die Berge rings um uns herum bis fast zur Hütte herunter mit Schnee
bedeckt. Das geht ja schon gut los. Im Nebel stapfen wir gen Fimberpass. Oben
angekommen ist es nicht gerade gemütlich. Der Schnee wird uns vom stürmischen
Wind waagerecht ins Gesicht geblasen. So ziehen wir schnell unsere winddichten
Klamotten über, schießen ein Bild und trailen abwärts. Der Schnee bleibt
zum Glück nicht liegen und trotz der Nässe ist das Granitgestein sehr griffig.
So vergessen wir bald die miesen Bedingungen und lassen die Bikes laufen. Der
Trail hat ein paar durchaus anspruchsvolle Sektionen und zählt zu Recht zu den
Besten in den Alpen. An den ersten Häusern angelangt biegen wir rechts ab, um
auf weiteren Trails und über eine wackelige Hängebrücke nach Sent und nach Scoul
zu kommen. Hier beginnts das erste mal auf unserer Tour so richtig zu regnen.
Macht nix, die Regenklamotten haben wir ja von der Abfahrt noch an. Außerdem
werden wir uns an das Fahren in Regenkleidung in den folgenden Tagen noch
gewöhnen müssen. Als wir dann in den Anstieg nach S-charl kommen, hört es zum
Glück wieder auf und wir kommen quasi trockenen Fußes, ähm Reifens, in S-charl
an.
Unsere Bikes sehen nach dem ersten Tag schon aus wie die Sau. Das Hotel hat aber
glücklicherweise hinter dem Haus einen Bike-Waschplatz eingerichtet.
Fahrdaten: 2076▲ 1621▼ hm 51 km 4:34 Fahrzeit TempØ 8,7 Grad
Übernachtung: Hotel Crusch Alba, S-charl
2. Etappe, Sonntag 13.08.2006, S-charl - Villa Valania
- Endlich Schnee -
Beim Frühstück schaut die Sonne zum Fenster herein. Endlich, das Wetter scheint sich zu bessern. Wir bekommen noch jeder vom Hotel einen Riegel mit auf den Weg und die Flaschen können mit ISO-Getränk gefüllt werden. Draußen ist es frisch, ziemlich frisch sogar. Bei 4 Grad ölen wir die Kette und fahren alsbald los. Siggi startet in kurzen Klamotten, naja, es scheint ja schließlich die Sonne. Der Weg hinauf zum Pso Costainas verläuft in einer angenehmen Steigung. Auch der später zum Trail werdende Karrenweg ist bis zur Passhöhe gut fahrbar. Auf teils steiler Schotterabfahrt gelangen wir nach Lü, wo wir noch mal nach links bergwärts abbiegen, um auf einem weitere Trail ins Tal abzufahren. In St. Maria machen wir Mittagspause. Die wärmende Sonne tut gut, und es fällt uns schwer, den Aufstieg zum Pso. Umbrail in Angriff zu nehmen. Während der Fahrt nach oben verschlechtert sich abermals das Wetter. Auf den letzten Höhenmetern beginnt es leicht zu regnen, und oben an der Passhöhe weht ein eisiger Wind. Wir sehen zum Stilfser Joch hoch, das heute komplett in weißen Schnee gepackt ist. Übermorgen wollen wir dort hoch fahren, hmm. Wir verweilen nicht lange, ziehen uns einen Windschutz über und fahren weiter zur Bocchetta di Forcola. Auf dem Weg dorthin geht der Regen schließlich in Schneegraupel über. Durch den heftigen Wind sticht der Schnee wie Nadeln im Gesicht. Nach der Bocchetta di Forcola queren wir zum Pso Pedenolo. Hier kommt zu dem bisherigen Wetter auch noch Nebel dazu. Wir sehen keine 10 Meter weit, die Temperatur sinkt auf lausige 1 Grad. Wir ziehen schnell wieder alles Verfügbare an und fahren gleich talwärts. Der Schnee geht wieder in Regen über. Als sich der Nebel lichtet haben wir bereits die halbe Abfahrt hinter uns und es wird mit 4 Grad schon wieder etwas angenehmer. Weiter geht's zum Lago Cancano. dieser erwartet uns nicht mit einer blau schimmernden Wasseroberfläche sondern mit einem dreckbraunen Loch. Der See ist zu Wartungsarbeiten gerade abgelassen. Stört uns nicht weiter, baden wollte heute sowieso keiner von uns. Im nahe gelegenen Villa Valania beziehen wir Quartier.
Fahrdaten: 2185▲ 2089▼ hm 56 km 5:00 Fahrzeit TempØ 11 Grad
Übernachtung: Chalet Villa Valania
3. Etappe, Montag 14.08.2006, Villa Valania - Villa Valania
- Kreisverkehr -
Heute brechen wir auf zu einer Rundtour die uns über einige der besten Livigno-Trails und wieder zurück zur Villa Valania führt. Mit leichtem Gepäck starten wir zum Pso Gallo. Rechts am Lago Fraele vorbei und durchs Val Mora aufwärts müssen wir nach einem Links-Abzweig bald schieben um auf den Pass zu gelangen. Aber es lohnt sich. Die Abfahrt vom Pass ist super und geht in schnellen, engen Kehren durch Latschenfelder abwärts. Und da ist es wieder, das typische Singletrail-Feeling: hoch konzentriert durch den eng gesteckten Trail fegen, sauberes anbremsen der nächsten Kehre, blockierende Räder sind tabu, die optimale Linie finden, raus beschleunigen, die nächste Kehre anvisieren, und weiter. Tunnelblick, die totale Konzentration auf den Moment, den Belag, die Kurve, das Bike, Wahnsinn! Das ist Singletrail-fahren. Als wir wieder zurück am Lago Fraele sind, tobt sich gerade ein Gewitter über den Seen aus. So machen wir kurz vorher Pause. Es ist mal wieder super kalt und wir schlottern bald, da packt Siggi einen mini Fußball aus, mit dem wir uns die Zeit und unseren Knochen die Kälte vertreiben. Ein halbe Stunde später ist das Unwetter vorbei und wir biegen zum Pso Trela ab. Die steile Auffahrt ist komplett fahrbar, sogar der steile Wiesenhang nach der Alm kann entgegen meinen Erwartungen gefahren werden. Die Abfahrt dann vom Pso Trela ist der Hammer, immer rechts vom Bach bleibend, geht's auf schmalem Trail talwärts. Wir machen kaum Bilder, da wir mal wieder im Singletrail-Fieber sind und vor lauter Fahren das Knipsen vergessen. Nach der Holzbrücke geht der Weg kurz aufwärts um dann mit Sprüngen und Anliegern gespickt zum Lago Livigno zu führen. In Livigno machen wir nochmals Pause, es ist schon reichlich spät. Wir erklimmen im Autoverkehr den Pso Eira, und wollen eigentlich noch den Pso Vallacia 'mitnehmen'. Am Abzweig dann sehen wir, dass es am Talende bereits regnet, und wie gesagt, es ist schon reichlich spät. So fahren wir auf der Straße über den Pso Foscagno nach Arnoga. Hier regnets mal wieder heftig und wir stellen uns einige Zeit unter bevor wir die berühmte, brettflache Decauville Straße zurück zur Villa Valania nehmen.
Fahrdaten: 1824▲ 1832▼ hm 86 km 5:51 Fahrzeit TempØ 11,7 Grad
Übernachtung:
Chalet Villa
Valania
4. Etappe, Dienstag 15.08.2006, Villa Valania - Tibet Hütte (Stilfser Joch)
- Endlich Sonne -
Heute scheint zur Abwechslung mal wieder die Sonne. Trotzdem ist es am Morgen saukalt. Die Autos vor dem Haus sind dick zugefroren, das Thermometer zeigt -4 Grad. Na ja, wir sind immerhin auf fast 2000 Meter. Wir nehmen den Schotterweg hinauf zur Bocchetta di Forcola und da wir heute wesentlich mehr sehen als zwei Tage zuvor im Nebel, beschließen wir, den Pedenolo-Trail nochmals zu fahren. Die Bedingungen heute sind perfekt. Keine Wolke am Himmel, angenehme Temperaturen. Wir knipsen viel. Am Ende des Trails fahren wir einfach alles wieder zurück und gelangen so wieder zur Bocchetta di Forcola. Wir verweilen etwas auf der Passhöhe. Es ist viel los, Biker und Wanderer wechseln sich ab. Einigen können wir noch bei der Orientierung helfen. Ohne die Kurbeln wesentlich drehen zu müssen, rollen wir zurück zum Pso Umbrail. In diese Richtung macht der Trail viel mehr Spaß! Auf der Straße dann erreichen wir das Stilfser Joch, wo das obligatorische 'Passbild' gemacht wird. Noch ein paar Höhenmeter und wir haben unsere heutige Unterkunft, die Tibethütte erreicht.
Fahrdaten: 1693▲ 964▼ hm 29 km 3:34 Fahrzeit TempØ 18,2 Grad
Übernachtung: Tibethütte
5. Etappe, Mittwoch 16.08.2006, Tibet Hütte- Gasthaus Gasteiger (bei Meran)
- Klatsch nass -
Eigentlich dachte ich, dass sich nach dem gestrigen schönen Tag das Wetter stabilisieren würde. So hoffte ich, dass der in der Nacht ans Fenster prasselnde Regen nur von einem Gewitter oder Schauer herrührte. Aber der Morgen belehrt mich eines Besseren. Es ist wieder alles oberhalb der Hütte weiß, es regnet in Strömen, super. Wir frühstücken also lange und schauen zu, wie andere Biker komplett in Plastik verpackt die Stilfser Joch Straße ins Vinschgau hinabrollen. Bis wir dann so langsam fertig sind und uns auf das schlimmste eingestellt haben, hört es glücklicherweise auf zu regnen. Nebel und eisiger Wind reichen ja schließlich auch. Wir erklimmen die Dreisprachenspitze. Hier treffen sich die Verbreitungsgebiete der italienischen Sprache, der deutschen Sprache und der rätoromanischen Sprache. Heute merkt man allerdings nichts davon. Wir treffen keine Menschenseele hier oben. Sogar das Rifugio Garibaldi sieht ziemlich verlassen aus. In den letzten Schneeresten biegen wir ab auf den Goldsee-Weg. Teilweise kommt jetzt sogar die Sonne heraus um wenige Minuten später schon wieder hinter einer Nebelwand zu verschwinden. Zunächst ist der Trail einfach zu fahren. Später wird er bei den nassen und nebligen Bedingungen sehr anspruchsvoll. Teilweise müssen wir eng beieinander bleiben, um uns im dichten Nebel nicht zu verlieren. Kurz vor der Furkelhütte wird's mit nassem Wurzelwerk nochmal sehr anspruchsvoll. Von der Hütte wollen wir eigentlich einen Trail ins Tal nehmen. Aber aufgrund Nebel und andauernder Nässe nehmen wir den Fahrweg. Bei der Abfahrt fängt es dann auch wieder richtig an zu regnen und wir kommen klatsch nass und ausgekühlt in Gomagoi an. Wir überlegen wie wir weiterfahren wollen. Eigentlich wollten wir zur Schaubachhütte und am nächsten Tag übers Madritsch Joch. Aber bei den Bedingungen macht das absolut keinen Sinn. So beschließen wir ins Vinschgau abzufahren und uns im Tal Richtung Meran zu orientieren. Bei der Fahrt ins Tal kommt uns noch ein Radler entgegen und fragt "Meran?" und zeigt in seine Fahrtrichtung gerade aus, also zum Stilfser Joch. Wir sind zu schnell beim Abfahren und bis wir schnallen was los ist, sind wir schon lange vorbei. Na ja, er wird's schon noch irgendwann gemerkt haben, dass er falsch ist. Im Tal ist es schon wesentlich wärmer und es regnet nicht mehr. Auf dem Radweg rollen wir nach Osten, Meran entgegen. Beim Mittagessen beratschlagen wir, wie es weitergehen soll. Siggi organisiert per Telefon die Adresse einer Unterkunft nahe Meran. Wir rufen kurz an, Zimmer sind frei, also los. Mit ständigem Windschattenfahren machen wir ordentlich Speed. Siggi und ich halten das Tempo hoch, Andy und Oli hängen sich hinten rein. Nach der halben Strecke wird gewechselt. Am letzten Anstieg zum Gasthof verteilt sich die Gruppe wieder und wir sind bald oben.
Fahrdaten: 748▲ 2591▼ hm 78 km 4:10 Fahrzeit TempØ 14,9 Grad
Übernachtung: Gasthof Gasteiger
6. Etappe, Donnerstag 17.08.2006, Gasthaus Gasteiger - Gasthof Christl (Meraner Höhenweg)
- Schon der zweite Tag ohne Regenklamotten! -
Nach außergewöhnlich üppigem Abendessen schlafen wir gut, bis uns morgens der mistkratzende Bio-Wecker wach kräht. Der erste Blick gilt dem Wetter. Es sieht gut aus. Zumindest kein Regen und es scheint schon fast die Sonne. Bei ausreichendem Frühstück überlegen wir, wie wir die gestern gesparten Höhenmeter kompensieren können. Wir wollen versuchen auf den Meraner Höhenweg zu gelangen, um dort einige Kilometer zurückzulegen. Wir hangeln uns so am Hang entlang bis wir im Dorf Tirol Mittag machen und kurz einkaufen. Wir steigen wieder auf und finden einen fahrbaren 'Einstieg' in den Höhenweg. Der Weg wechselt zwischen fahrbaren Abschnitten und langen Schiebepassagen. Ist ja auch kein Radweg. Aber teilweise sind schon schöne technische Passagen dabei, die wir zur Verwunderung der vorbeikommenden Wanderer doch fahren können. Da wir etwas viel schieben müssen, fahren wir irgendwann ab nach St. Martin, um von dort wieder hoch zum Gasthof Christl zu fahren, wo wir die heutige Übernachtung reserviert haben. Die Wegfindung gestaltet sich aufgrund mäßiger Beschilderung etwas schwierig, und die Höhenangabe in der Karte scheint auch falsch zu sein. Irgendwann sind wir doch da und genießen auf der Terrasse erst mal ein Bier. Die Schieberei heute und die technischen Passagen haben doch mehr Kraft gekostet als erwartet. Oli und Andy wechseln an ihren Bikes noch die Bremsbeläge bevor wir zu Abend essen. Der Wirt serviert uns das wohl beste Omelett das ich je gegessen habe. Eier von den eigenen Hühnern, Speck von der eigenen Sau, das schmeckt man einfach. Andy und Oli bestellen jeder noch eine Portion, von denen Siggi und mir auch noch was bleibt. Heute war übrigens der zweite Tag unserer Tour, an dem wir keine Regenhose brauchten. Es sollte auch der letzte bleiben.
Fahrdaten: 2257▲ 2044▼ hm 46 km 4:36 Fahrzeit TempØ 21,3 Grad
Übernachtung: Gasthof Christl 0039-0473-656246
7. Etappe, Freitag 18.06.2005, Gasthof Christl - Stettiner Hütte (Eisjöchl)
- Heute geht's (nur) aufwärts -
Am Morgen regnets mal wieder. Ist ja mittlerweile nichts besonderes mehr. Sogar die Kühe flüchten in Stallnähe. Bis wir nach dem Frühstück loskommen, hört's einigermaßen auf. Wir rollen ins Pfelderer Tal und bald hat uns der Regen wieder, oder wir den Regen, wie auch immer. Es schüttet wie aus Kübeln und wir müssen mehrmals unterstehen. Ab Pfelders und am Beginn des Anstiegs zur Lazinser Alm hört es glücklicherweise auf und es scheint sogar teilweise die Sonne. Nach der Lazinser Alm ist oft schieben angesagt, aber man kann doch mehr fahren als ich erwartet hätte. Wir machen auch keine längere Pause, da wir die regenlose Zeit möglichst gut nutzen wollen. So sprinten wir quasi hinauf zur Stettiner Hütte nahe des Eisjöchel. Ab und zu ein Foto und weiter geht's. Oben an der Hütte ist Nebel. Drinnen ist's höllisch laut, oh Gott, was ist denn da los? Eine große Gruppe aus Pfelders feiert eine gewonnene Wette im Rahmen des Pfelderer Berglaufs. Wir suchen uns ein Plätzchen in der vollen Gaststube und bestellen erst mal was warmes zu Essen. Wir sind zeitig dran und machen einen Spaziergang hinüber zum Eisjöchl. Hier drüben im Pfossental scheint die Sonne und wir tanken ausgiebig die wohltuende Wärme, bevor wir wieder zurück auf die Nebelseite gehen. In der Hütte ist's mittlerweile mit steigender Anzahl der Schnäpse noch lauter geworden. Glücklicherweise steigen einige der Partygäste zum Abendessen bereits wieder ab und es wird langsam ruhiger. Trotzdem verirrt sich in der Nacht ein nicht mehr ganz nüchterner Zeitgenosse mehrmals in unser Zimmer, bis er von Siggi höflich aber bestimmt aus dem Zimmer hinaus komplimentiert wird. In der Nacht regnet es mal wieder heftig bis zum Morgen.
Fahrdaten: 1915▲ 260▼ hm 24 km 2:56 Fahrzeit TempØ 16,3 Grad
Übernachtung: Stettiner Hütte
8. Etappe, Samstag 19.08.2006, Stettiner Hütte - Hotel Edelweiß (Schlinig)
- Nur ein Plattfuß ist ja langweilig -
Der Regen heute morgen reißt uns nicht vom Hocker, außerdem hört es nach dem Frühstück wieder auf. Trotz des miesen Wetters haben wir doch immer wieder auch Glück. Die Abfahrt vom Eisjöchl dann ist super. Trotz der Nässe hat das Granitgestein ordentlich Grip und wir können alles flüssig durchfahren. Oben knipsen wir viel, wer weiß, wann wir das nächste mal hier her kommen. Bislang sind wir von Pannen verschont geblieben, was sich heute ändert. Siggi holt sich bei der Abfahrt einen Platten. Ist halt doch "Full Suspension Area". Mit dem Hardtail ist's schon sehr anspruchsvoll hier runter. Während er der Schlauch tauscht, bemerkt Oli, dass er eine seiner Flaschen samt Flaschenhalter auf der Abfahrt verloren hat. Egal, er hat noch eine im Rucksack und bei den Temperaturen hat man eh immer zu viel Wasser dabei. Weiter geht's in rasender Abfahrt das Pfossental hinaus und schließlich das Schnalstal hinunter bis ins Vinschgau. Von hier dann auf Radweg bis Mals und hinauf nach Schlinig. Auf dem Radweg sammelt Siggi noch einen Nagel auf, natürlich wieder im Hinterreifen. Bald ist erneut der Schlauch gewechselt und es geht weiter. Eigentlich wollte ich in der Sesvennahütte eine Übernachtung reservieren, diese war aber mit über 100 Leuten schon voll. So weichen wir auf das Hotel Edelweiß in Schlinig aus. Auch hier hatten wir vorreserviert. Die Wirtin meinte, das war auch gut so, denn im Moment sei alles hier voll. Wir übernachten im preisgünstigen Nebenhaus, Abendessen, Frühstück und Service ist top.
Fahrdaten: 1295▲ 2383▼ hm 82 km 4:30 Fahrzeit TempØ 19,6 Grad
Übernachtung: Hotel Edelweiß
9. Etappe, Samstag 20.08.2006, Hotel Edelweiß - Ischgl
- Im Frühtau zu Berge... -
Das Wetter sieht heute gut aus. Wird ja auch
Zeit.
Es wird bald steil bei der Auffahrt zum Schlinigpass. So steil dass wir ums
Schieben nicht herumkommen. Von der Passhöhe bis zur Einfahrt in die
sensationelle Uina-Schlucht führt ein fast ebener Singletrail mit jeder Menge
verblockten Steinen und Pfützen. Ein richtig anspruchsvolles Stück, wo man um
jeden Meter kämpfen muss, immer treten, die Linie suchen, das Vorderrad lupfen
um nicht an einem der kreuz und quer liegenden Steine stecken zu bleiben. Siggi
und ich findens klasse, wir warten etwas auf Andy und Oli. Oli schimft ziemlich,
es ist wohl nicht sein Trail. Aber als es in die Uina-Schlucht hinein geht ist
bald alle Mühe vergessen. Spektakulär in den Fels gehauen führt der Weg ins Tal.
Wir machen wieder viel Bilder und können nahezu alles fahren. Im unteren Teil er
Schlucht kommen uns die ersten Biker entgegen. Der Übergang ist Bestandteil
vieler Routen die über die Alpen führen. Bald sind wir in Ramosch, wo Oli und
ich lange auf Siggi und Andy warten. Es wird hoffentlich nix passiert sein.
Irgendwann kommen die Beiden an. Siggi hatte im Vorderrad merklichen Luftverlust
und musste einen neuen Schlauch einziehen. Wir fahren weiter nach Martina und
Vinad, wo wir eine kurze Pause machen. Das Wetter sieht mittlerweile gar nicht
mehr so gut aus. Von oben kommt ein Gruppe Biker, komplett in Regenklamotten
eingepackt. Sie meinen oben auf dem Viderjoch würde es schneien. Sehr gut, denn
da wollten wir eigentlich auch drüber, hmm. Wir fahren weiter bergwärts auf der
alten Straße Richtung Compatsch. Nach dem ersten Tunnel beginnt es gleich heftig
zu regnen und wir warten fast eine halbe Stunde bis es aufhört. Wir kommen dann
fast bis Samnaun bis es wieder heftig anfängt. Das Viderjoch haben wir eh schon
gestrichen und wir wollen nun über das 200 Meter niedrigere Zeblasjoch fahren.
Der Regen wird immer heftiger und wir stellen uns bei einer Tankstelle unter.
Hinten im Tal hängt ein Gewitter und mit Blitz und Donner lädt es uns nicht
gerade zum Weiterfahren ein. Außerdem läuft uns so langsam die Zeit davon. So
beschließen wir ausnahmsweise die Seilbahn zu nehmen. Es dauert zwar ein wenig,
bis ich auch Siggi davon überzeugt habe, aber letztendlich willigt auch er ein.
In einer großen, doppelstöckigen Gondel schweben wir in die Höhe. Leider geht
die Gondel nicht bis ganz nach oben, und unser Vorhaben, ab der Bergstation aus
eigener Kraft bis zum Viderjoch zu gelangen, verwerfen wir ganz schnell wieder.
Denn oben regnet es immer noch in Strömen und aufgrund von Nebel und mäßiger
Beschilderung finden wir nicht den passenden Weg. Bevor wir uns bei dem Wetter
noch verfahren, rollen wir kurzerhand zur Alp Trida runter, um den Sessellift
zum Flimsattel zu nehmen. Der Lift fährt ewig, und uns wird saumäßig kalt. Die
Finger in den nassen Handschuhe klammern sich um das kalte Aluminium des Bikes.
"Bloß nicht loslassen" denke ich mir. Oben angekommen schlottern wir alle. Um
uns keinesfalls in dem Nebel und Schneegestöber zu verfahren, frage ich den
Liftwärter nach dem kürzesten Weg ins Tal nach Ischgl. Wir ziehen alles an was
wir haben und rollen talwärts. So kalt war mir schon lange nicht mehr. Kaum aus
dem Nebel heraus ist bei Siggi schon wieder ein Reifen platt. Er gewinnt somit
unangefochten die Pannenwertung dieser Tour, ist zu diesem Moment aber alles
andere als gut gelaunt. Eigentlich war noch das Velliltal mit seinem tollen
Trail eingeplant. Aber aufgrund der Bedingungen und der fortgeschrittenen Zeit
lassen wir das Tal rechts liegen und rollen auf breiter Strasse hinunter nach
Ischgl hinein. Hier unten scheint die Sonne und die Biker in kurzen Hosen
staunen nicht schlecht, als sie uns komplett verpackte und verdreckte Halbwilde
sehen.
Das Auto steht noch an seinem Platz und bei der Heimfahrt drehen wir erst mal die Heizung auf.
Fahrdaten: 2767▲ 3126▼ hm 66 km 4:19 Fahrzeit TempØ 13,5 Grad
Fazit
Es war mal wieder eine super Tour. Nur leider hat
uns das Wetter übel mitgespielt. Trotzdem hatten wir oft Glück, da es mehrmals
genau zum nötigen Zeitpunkt aufhörte zu regnen. Bis auf 4 Plattfüsse und eine
verlorene Flasche samt Halter waren keine Pannen zu beklagen. Viele der Trails
würden bei gutem Wetter sicher mehr Spaß machen, aber auch so war es ein
Erlebnis. Ein Erlebnis das wie jede unserer Touren außergewöhnlich war und uns
somit auch in Erinnerung bleiben wird.
Daten
Fahrdaten: 9 Etappen, 518 km, 16980▲ hm,
39:35 Fahrzeit
Helmut Hägele - September 2006
©www.noBrakes.de