Ischgl Ironbike
2005-08-06
- mein erster Marathon! -
Nachdem mich Frank aus unserer Lauchheimer
MTB-Gruppe letztes Jahr neugierig gemacht hatte, entschloss ich mich, gemäß dem
olympischen Gedanken "dabeisein ist alles", auch in Ischgl beim Ironbike
teilzunehmen.
Drei Wochen vor dem Marathon begannen dann hochmotiviert die ersten
Vorbereitungen. Ich stellte mein "schweres" Fully auf die Seite und reaktivierte
mein altes Hardtail wieder, das immerhin 2kg weniger auf die Waage bringt.
Leichtlaufende Reifen, hoher Luftdruck und die Gabel hart abgestimmt, damit
nicht unnötig Energie in der Federung verpufft, jetzt konnt es losgehen. Der
Umstieg vom bequemen Fully zum knüppelharten Racebike war deutlich zu spüren,
aber mal wieder ganz nett. Ab jetzt galt: hart und ehrlich. Man spürte wieder
jeden Kieselstein und nasse, rutschige Trails haben mit abgefahrenen Racing
Ralph Reifen auch einen höheren Unterhaltungswert. Ich stellte meine Touren um
und trainierte vorrangig lange Uphills, die ich dann mehrmals hintereinander
hochfuhr. Helmut Wimmer, der auch vom Marathonvirus angesteckt wurde und mit
nach Ischgl ging, gesellte sich glücklicherweise bei dieser doch etwas stupiden
Fahrerei hinzu und gemeinsam spulten wir unsere Vorbereitungshöhenmeter runter.
Dann war es soweit! Wir fuhren einen Tag vor dem Marathon nach Ischgl, um vorab
den letzten Teil der Idalpeauffahrt und die Schlußabfahrt unter die Räder zu
nehmen. Bei der Auffahrt mit der Gondel bekamen wir einen ersten Eindruck, was
uns morgen hier erwarten wird. Hier ging's hoch, wie auf'm Dach. Die Abfahrt
fängt mit einem, von Hans Rey, sehr schön flowig angelegten Trail an und geht
dann in eine lange Schotterabfahrt mit Serpentinen über. Dieser Test war für uns
sehr aufschlußreich. Nachdem nämlich für den nächsten Tag Regenwetter
vorausgesagt wurde, wechselten Helmut und ich noch von fast profil-losen Reifen
auf die etwas sichere Variante mit mehr Stollen. Frank ließ seinem Bike auch
noch etwas Gewichtstuning zukommen, indem er es von dem Dreck befreite, der sich
über das ganze Jahr so angesammelt hatte.
Bevor dann am Abend die Pastaparty eröffnet wurde, gab es noch die Möglichkeit,
die Profis, die wir am nächsten Tag wohl nur kurz am Start sehen würden, hautnah
beim Ischgl-Palio zu erleben. 18 Topfahrer liefern sich hier in einem
Kurzsprint-Ausscheidungsrennen knallhart geführte Positionskämpfe. Olympiasieger
Bart Brentjens holte sich den Sieg vor Karl Platt und Roel Paulissen, dem
Führenden im aktuellen MTB-Weltcup.
Nachdem wir uns dann mit einer Riesenportion Spaghetti und ein paar Bechern
Hopfentee die Kohlen-hydratspeicher aufgeladen und die ersten Kontake zu den
weiblichen Teilnehmern am Marathon geknüpft hatten, gingen wir erwartungsvoll
auf unsere mehr oder weniger geräumigen Zimmer und träumten schon vom
Gesamtsieg.
Der nächste Morgen sah gar nicht gut aus! Es regnete Bindfäden und im Frühstücksraum wurde nicht über Renntaktiken, sondern nur über die richtigen Klamotten diskutiert. Nachdem sich jeder für's richtige Outfit entschieden hatte, machten wir uns auf den Weg zum Start. Trotz des schlechten Wetters war es schon eine Superstimmung, mit ca. 800 Fahrern dort am Start zu meinem ersten Marathon zu stehen. Wir wählten unseren Startplatz an der Zufahrt zu einem Parkhaus, denn dort konnte man sich noch ein bisschen unterstellen, so dass wir nicht schon vor dem Start durch-nässt waren. Es blieben noch ein paar Minuten Zeit, die ich noch mit ein paar anderen zum Einrollen im leeren, trockenen Parkhaus nutzte. Die Profis und UCI-Fahrer hatten einen separaten Startbereich. Dahinter warteten 750 Biker ungeduldig auf den Startschuß. Pünktlich zum Beginn hörte es auf zu regnen und dann ging's endlich los.
Das Feld wurde eigentlich neutralisiert durch den Ort geführt, doch trotzdem wurden bei der engen Ortsdurchfahrt schon die ersten Positionskämpfe ausgefochten. Als Rookie hielt ich mich da erstmal zurück und versuchte in dem Gedränge sicher und sturzfrei aus dem Ort zu kommen. Dann ging es auf Schotterwegen in Richtung Galtür und das Feld hatte Gelegenheit, sich zu sortieren. Durch das Tal pfiff ein ganz schöner Wind, so dass ich mir erstmal ein Hinterrad raussuchte, an das ich mich ranhängen konnte. Da es ja ziemlich nass war, bekam man da aber jede Menge Süff ins Gesicht und ich suchte dann die Ideallinie zwischen Windschatten und Dreckbeschuß. So ging es erstmal eine Weile leicht ansteigend in das Tal hinein. Auch an den ersten kurzen Anstiegen wurde noch ziemlich gleichmäßig gefahren und das Feld blieb zusammen. Das änderte sich dann aber am ersten längeren Anstieg zur Lareinalm. Ich fand meinen Rhythmus ziemlich schnell und ließ es erstmal locker angehen, während die Ambitionierten hier schon den Hammer rausholten und den Berg hochstürmten. Früher als ich erwartet hatte, informierte ein Streckenposten die Fahrer, dass in Kürze die erste "Labstation" erreicht ist. Die Gruppe, mit der ich zusammen den ersten Anstieg gefahren war, nahm sich, der sehr gut gefüllten Verpflegungsstation entsprechend, viel Zeit zum Essen und Trinken. Die erste längere Schotterabfahrt, an der ich Frank kurz traf, zeigte dann die Geschwindigkeitsunterschiede drastisch auf: Während ich vor der Kehre schon voll auf der Bremse stand, flogen einige an mir vorbei, um wie auf Schienen durch die rutschige Schotterkehre zu fahren. Unglaublich! Ein kurzer aufgeweichter Wiesentrail noch, dann war Galtür erreicht.
Jetzt kam ein Streckenabschnitt, der für mich
als alter Rennradfahrer wie geschaffen war: 300HM runter auf 12km Schotterweg,
der sich in leichten Highspeedkurven über Mathon bis nach Ischgl zieht. Bis
dahin hatte ich immer wieder darauf geachtet, dass der Puls nicht zu hoch wird.
Aber jetzt gab's kein Halten mehr! Immer wieder an die nächste Gruppe
ranspringend, sich kurz im Windschatten ausruhend und dann der nächsten Gruppe
nachjagend, die Geschwindigkeit immer zwischen 38 und 50km/h haltend, ging es
ziemlich flott bis nach Ischgl. Dabei durfte dann der Puls auch mal an die 160
kommen. Dies war übrigens der einzige Streckenabschnitt, auf dem ich nicht
überholt wurde!! Kurz vor Ischgl dann noch ein kurzes Steilstück, an dessen
oberen Ende ein Fotograf für zusätzliche Motivation sorgte. Damit das Foto auch
schön dynamisch wird, fuhr ich mit Fullspeed im Wiegetritt den Hang hoch. Es hat
sich gelohnt. Das Bild ist richtig gut geworden.
In Ischgl angekommen, fuhr ich wieder an Start und Ziel vorbei, wo auch die
Mittelstrecke abzweigt.
Da das Wetter glücklicherweise gehalten hatte und ich gerade so gut unterwegs
war, gab es auch überhaupt keinen Grund, sich nicht auf die geplante
Mittelstrecke zu begeben.
Der Aufstieg zur Idalpe fängt im Ort noch ganz harmlos an. Nach einem
Rechtsknick am Ortsende baut sich dann aber eine gut ausgebaute Straße vor einem
auf, der man sofort ansieht, dass jetzt gleich sehr viele HM auf den HAC kommen
werden. Da die Strecke schön weit einsehbar ist, konnte man gut mit-verfolgen,
wie auch die anderen Fahrer bei über 20% Steigung erstmal wieder ihren Rhythmus
finden müssen. Nachdem ich mich wieder warmgefahren hatte, passte ich dann meine
Kleidung dem bevorstehenden Aufstieg an. Die nächsten 2 h und 1200HM wird's mir
wohl nicht mehr kalt werden. An der nächsten Verpflegungsstation nochmal die
Flasche gefüllt und immer weiter hoch. In manchen Kehren hatte ich einen schönen
Blick auf die hinter mir Fahrenden. Die Schlange zog sich noch bis tief ins Tal
hinunter. Völlig überrascht darüber, dass andere noch langsamer als ich den Berg
hochfahren, ging's dann fast von alleine zur Idalpe hoch. Es lief sogar so gut,
dass ich mir ernsthaft überlegte, doch die große Runde mit 3700HM zu fahren. Als
die Verpflegungsstelle, an der sich auch der Abzweig für die große Strecke
befindet, schon in Sichtweite war, spürte ich plötzlich ein leichtes Ziehen im
Oberschenkel. Sollte ich es trotzdem riskieren und auf die lange Strecke gehen?
Nein, ich gab mich damit zufrieden, dass mein erster Marathon richtig super für
mich gelaufen war und entschied mich, es für heute bei der mittleren Strecke zu
belassen. Noch die letzten Höhenmeter zur Velillscharte hoch und die Jacke
übergezogen, bog ich in den schon gestern gefahrenen Trail ein. Zu meiner
Überraschung gab es heute eine Variante des Trail's, die gestern noch nicht da
war: Nämlich direkt in der Falllinie. Da hatten es einige wohl ganz schön eilig.
Ich fragte mich, wie wohl der Erste durch die Absperrbänder gekommen war und
probierte auch, diese Abkürzung zu nehmen. Das war aber so sausteil, dass ich
gerne wieder auf den regulären Trail zurück bin.
Auf dem letzten, sehr schnellen Schotterabschnitt, wurde mir dann wieder demonstriert, wie man bei einem Marathon bergab fährt. Ich fand mich bei ca. 55km/h eigentlich gar nicht so langsam unterwegs, als mich 2 Fahrer so überholten, dass ich meinte, ich würde stehen. Die hatten mindestens 80 Sachen drauf und mir war irgendwie nicht ganz klar, wie die die nächste Kehre überleben wollen. Aber es scheint zu gehen!
Die letzen Serpentinen.
Der Ort war schon gut zu sehen und ich nahm noch mal Tempo raus. Ich wollte
keinen Sturz mehr riskieren. Ich wollte jetzt einfach nur geniessen!
Im Ort, nochmal um 3 Häuserecken. Ein kurzer Anstieg.
Du hörst, wie dein Name über die Streckenlautsprecher durchgesagt wird.
Im Ziel, ein unbeschreibliches Gefühl!!
Fazit: Super Event, Super Organisation, Super Stimmung!
Nächstes Jahr auf jeden Fall wieder, dann wird aber die große Runde in
Angriff genommen!!
Höhenprofil
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